Achtsamkeit: Die psychologische Seite von Ruhe und Besinnlichkeit

Neulich sprach ich mit einer Freundin über den Beginn der Weihnachtszeit und sie erzählte mir, dass sie von ihrer Schwester einen wunderschönen Adventskalender geschenkt bekommen habe. Dieser bestehe aus 24 kleinen Zettelchen, die jeden Tag eine andere besinnliche Aufgabe bereithalten, wie z.B. „Mache dir einen Tee und genieße ihn bewusst ohne dabei etwas anderes zu tun“, „Setze dich zehn Minuten lang bequem hin und konzentriere dich nur auf deine Atmung“ oder „Schreibe fünf Dinge auf, für die du dankbar bist“. Mir fiel auf, dass der Kalender im Endeffekt genau die Dinge bewusst empfiehlt, für die wir im Alltag vermeintlich keine Zeit haben. Oder eher Dinge, für die wir uns im Alltag keine Zeit nehmen. Menschen, die sich die Zeit für diesen kleinen Dinge nehmen, verhalten sich gegenüber sich selbst bewusster, denn sie hören darauf, was ihr Körper und ihr Geist ihnen mitteilt. Diese bewusste Beobachtung der eigenen Bedürfnisse nennt man im psychologischen Jargon Achtsamkeit, oder im Englischen mindfulness.

Der Begriff der Achtsamkeit stammt aus dem Buddhismus, und zwar genauer aus der ältesten noch praktizierten Schultradition, dem Theravada (Schule der Ältesten). Es handelt sich dabei um eine meditative Grundpraxis, die vier Prinzipien folgt: Achtsamkeit soll gelenkt werden auf den Körper, die Gefühle bzw. Empfindungen, den Geist (z.B. ob man konzentriert oder abgelenkt ist) und die Geistesobjekte (alle äußeren und inneren Dinge, die man in genau diesem Moment wahrnimmt). Achtsamkeit folgt also einem meditativen Ansatz der Entspannung durch Konzentration der eigenen Aufmerksamkeit auf wichtige innere Vorgänge.

Wir stellen fest, dass Achtsamkeit also viel mehr kann, als nur durch einen Kalender Anregungen zur Entspannung zu geben. Sie hat mittlerweile sogar Einzug gehalten in die psychotherapeutische Praxis! Im Westen etablierte der studierte Molekularbiologie Jon Kabat-Zinn die Achtsamkeit, inspiriert durch eine Vorlesung eines Reporters bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, der in einem japanischen Kloster Zen-Mediation erlernte. Er definierte Achtsamkeit 1990 als eine spezifische Form der Aufmerksamkeitslenkung, die absichtlich auf den aktuellen Moment gerichtet ist, und dabei keine wertende Haltung einnimmt. Einfacher ausgedrückt: Durch die bewusste ruhige, nicht wertende Analyse des Moments können wir unseren inneren „Autopiloten“ ausschalten. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen gerade im Auto und gehen im Kopf die endlose Liste an Dingen durch, die für den kommenden Tag anstehen. Genau dann sind Sie im Autopiloten-Modus und nicht achtsam gegenüber Ihrer Umgebung und Ihren Gefühlen.

Basierend auf seinen Erfahrungen entwickelte Kabat-Zinn ein achtsamkeitsbasiertes Therapieprogramm: Die Mindfulness-Based Stress Reduction (MBRS). Es handelt sich um ein achtwöchiges Programm als Reaktion auf die verschiedensten Krankheiten, um Stress und negative Gefühle im Zusammenhang damit abzubauen. Dabei wird beispielsweise folgende Übung durchgeführt: Der ganze Körper wird Körperteil für Körperteil bewusst wahrgenommen. Zuerst die Beine, dann die Arme, dann Bauch, Rücken, Kopf etc. Es soll bewusst auch Nicht-Empfindungen geachtet werden. Im Verlauf des Programms bekommen die Patienten Hausaufgaben. Ein Beispiel: Eine Aktivität am Tag soll bewusst unter voller Achtsamkeit durchgeführt werden, z.B. Duschen, Essen oder Zähne putzen. Sowohl in Einzelstudien als auch in quantitativen Übersichtsarbeiten hat sich die MBRS als wirksames Therapieprinzip erwiesen (Heidenreich & Michalak, 2003).

Was können wir nun aus diesen Erkenntnissen für unseren Alltag und die kommenden Tage lernen? Besonders zu Weihnachten sollten wir mehr darauf Wert legen, achtsamer zu sein. Nur einmal im Jahr ist diese wunderbare Zeit der Besinnlichkeit, in der wir in uns gehen, uns sammeln, bestenfalls zur Ruhe kommen können und christliche Traditionen pflegen . Führen Sie doch z.B. manche Ihrer weihnachtlichen Aktivitäten unter voller Achtsamkeit durch: Packen Sie ein Geschenk an Ihre Liebsten ein, und achten dabei auf das Knistern des Papiers, das Gefühl der weichen Schleife, wenn Sie sie über dem zusammengefalteten Papier verknoten und das warme Gefühl der Vorfreude auf das glückliche Gesicht des Beschenkten, sobald Sie das fertige Geschenk in Ihren Händen halten. Nehmen Sie das Leben war als eine Abfolge unzähliger winziger Momente und Wahrnehmungen, die alle bewusst genossen werden können. Stellen Sie es sich vor wie eine Collage aus tausenden wunderbaren Schnipseln. Wer achtsam durchs Leben geht, der geht positiver durchs Leben. Gerade in der Weihnachtszeit bietet es sich an, damit zu beginnen!

Wir wünschen Ihnen achtsame und besinnliche Weihnachten und ein fröhliches neues Jahr 2019,

Prof. Dr. Pamela Luckau & das Mentalkompass-Team

Resilienz: Die psychische Rüstung gegen Stress

Heutzutage stellt die sich rasch verändernde Arbeitswelt uns alle vor Herausforderungen, die größer statt kleiner zu werden scheinen. Viele empfinden den beruflichen Alltag als unberechenbarer und damit belastender infolge ständiger Flexibilisierung der Arbeit. Immer seltener ist die Karriere planbar und sicher und immer größer werden die Anforderungen, die an den modernen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin gestellt werden. Das Phänomen kann gut mit dem Begriff „Gleichzeitigkeit“ erfasst werden; denn die anderen Lebensbereiche laufen parallel und sind womöglich ebenfalls betroffen.

Die Folge: ein starker Anstieg psychischer Krankheiten, die auf zu große Belastungen bzw. Stress zurückzuführen sind. Hier ist wichtig festzuhalten, dass das eben genau nicht bedeutet, jemand schaffe etwas nicht oder sei zu wenig leistungsfähig. Der Anstieg dieser Befunde – und es ist nur die registrierte Anzahl – zeigt zunächst mal eine Auswirkung des Anpassungsdrucks an. Nicht mehr und nicht weniger.

Da wären beispielsweise das Burnout-Syndrom, Depressionen oder Panikstörungen. Dennoch können wir beobachten, dass der Dauerstress von manchen deutlich besser aufgenommen wird, als von anderen. Für diese Individuen ist Stress wie Zunder und sie funktionieren ohne einen gewissen Druck überhaupt nicht. Diese interindividuell variierende Eigenschaft, Stress und Belastungen zu verarbeiten, ohne davon nennenswerte schädigende Folgen davon zu tragen, nennen wir im Fachkontext Resilienz.

Ursprünglich wurde der Begriff von Jack Block in der 50er Jahren als „Ego-Resilience“ in die Psychologie eingeführt und zuerst verstärkt an Kindern untersucht. In einer groß angelegten Studie der Entwicklungspsychologin Emmy Werner mit über 700 Kindern aus prekären Lebensverhältnissen zeigte sich, dass ein Drittel dieser Kinder trotz ungünstiger Startbedingungen zu kompetenten Erwachsenen reiften. Die naheliegende Schlussfolgerung: Resilienz scheint erlernbar zu sein! Sie entsteht durch die Auseinandersetzung mit herausfordernden Lebenssituationen, die dann positiv durch das Individuum bewältigt werden. Allerdings ist die Resilienz zu einem Teil auch genetisch bestimmt. Es gibt also Menschen, die schon resilienter geboren wurden. Dennoch hat sich herausgestellt, dass Resilienz in allen Lebensabschnitten trainierbar ist.

Gunkel, Böhm & Tannheimer (2014) identifizieren in der Literatur vier zentrale Faktoren der Resilienz:

• Soziale Unterstützung: Das Ausmaß, in dem ein Mensch durch sein soziales Umfeld Unterstützung bei der Bewältigung von Krisen erfährt, z.B. durch die Familie oder durch Freunde
• Selbstwirksamkeit: Die subjektive Erwartung, Anforderungen und Herausforderungen mit eigener Kraft bewältigen zu können.
• Kohärenzgefühl: Das übergreifende Gefühl, sich in der richtigen Umgebung und Situation zu befinden. Aufgaben werden verstanden, als sinnvoll und als zu bewältigen empfunden.
• Aktives Coping: Aktive und problemorientierte Bewältigungsstrategien werden verfolgt. Es wird selbstverantwortlich nach einer Lösung gesucht und die Situation als Herausforderung und nicht als Belastung interpretiert.

Wir stellen fest: Resilienz ist ein komplexes Konstrukt. Wie erreiche ich aber nun für mich persönlich eine Steigerung meiner Resilienz? Ein paar einfache Strategien möchten wir Ihnen heute vorstellen:

Nicht alle der vier Faktoren der Resilienz können Sie selbst beeinflussen. Der Grad der sozialen Unterstützung durch den Arbeitgeber oder das nahe Umfeld lässt sich nicht so einfach steuern. Auch das Kohärenzgefühl kann nur eingeschränkt über eine eigene Einstellungsänderung beeinflusst werden, hängt aber viel von der Beschaffenheit des Arbeitsplatzes und der Aufgaben ab. Doch Selbstwirksamkeit und aktives Coping lassen sich sehr wohl gut im Alleingang trainieren. Reflektieren Sie einmal Ihre üblichen Bewältigungsstrategien: Wie fühlen Sie sich, wenn Sie mit einem Problem konfrontiert werden? Wie gehen Sie an das Problem heran? Fragen Sie erst nach Rat oder versuchen Sie, das Problem selbst anzugehen und eine Lösung zu finden. Coping ist zuallererst einmal Einstellungssache. Trainieren Sie Ihre eigene Achtsamkeit für herausfordernde Situationen, um diese zu erkennen, und versuchen Sie dann, Ihre Einstellung zu einer solchen Situation gezielt zu steuern. Verstehen Sie ein Problem nicht als drückende Last, sondern als Rätsel, das Sie lösen müssen, um weiterzukommen und passen dann Ihre mentalen Strategien daran an. Sie werden sehen, dass im selben Zug auch Ihre Selbstwirksamkeitserwartungen steigen werden! Machen Sie positive Erfahrungen in der Bewältigung von Aufgaben und Problemen, gehen Sie in Zukunft automatisch eher davon aus, erfolgreich zu sein.

Sie bemerken: Resilienz spielt sich viel im Kopf ab. Sie steht und fällt mit persönlichen Einstellungen und Erwartungen und lässt sich so wunderbar positiv beeinflussen. Trauen Sie sich! Gehen Sie mit einfachen Denkveränderungen resilienter in die Zukunft!

Das Wispern im Winde: Gerüchte im Arbeitsleben

„Hast du eigentlich schon gehört, dass der Herr X und die Frau Y ja jetzt zusammen sein sollen? Bestimmt hat die nur deshalb den neuen Posten als Abteilungsleiterin bekommen, an ihren Fähigkeiten liegt es ja bestimmt nicht!“
So oder so ähnlich klingen Gerüchte und Hörensagen überall auf der Welt, wenn Menschen zusammentreffen und Konkurrenz um knappe Ressourcen entsteht. Gerüchte sind unangenehm, vor allem für denjenigen, um die sie sich drehen. Aber welche Mechanismen laufen bei der Verbreitung von Gerüchten eigentlich ab? Und vor allem: Was kann man dagegen tun? Oder müssen wir letztendlich einfach akzeptieren, dass eben kleine Geschichtchen über uns von einem Ohr zum nächsten fliegen?

Zuerst ist es wichtig, zu verstehen, dass ein Gerücht niemals alleine existieren kann: Es steht immer in Konkurrenz zu den offiziell verbreiteten Informationen, z.B. durch die Geschäftsleitung. Oft halten diese Quellen Informationen aus den verschiedensten Motiven zurück. Stellen Sie sich vor, es würden beispielsweise Entlassungswellen anstehen, aber niemand wüsste genau, welche Abteilungen in welchem Umfang betroffen sein werden. Das ist ein idealer Nährboden für die vielfältigsten Gerüchte! „Weißt du, ich habe gehört, es soll vor allem die F&E-Abteilung treffen. Da werden bestimmt 50 Leute abgebaut, die haben in letzter Zeit aber auch wirklich kaum Ergebnisse geliefert!“ Feldstudien haben gezeigt, dass vor allem in den ersten Phasen der Verbreitung eines Gerüchtes maßlos übertrieben wird: Jedes Detail wird ausgeschmückt, jede Zahl aufgepumpt und jede Konsequenz intensiviert. In unserem Beispiel könnte man hierfür die Zahl der Mitarbeiter anführen. Vielleicht hat die F&E-Abteilung des Unternehmens nur etwa 150 Mitarbeiter. Wenn dann ein Drittel abgebaut werden würde, wäre das schon eine Bombeninformation! Und da liegt des Pudels Kern: Verbreiter von Gerüchten wollen ihre Zuhörer überzeugen. Sie wollen, dass man ihnen glaubt!

Warum aber entstehen Gerüchte überhaupt? Dies hat einen psychologischen Hintergrund: Menschen die Gerüchte verbreiten, sind meistens großer Angst oder Stress ausgesetzt, wenn ihnen Informationen fehlen und sie diese nicht bekommen können, z.B. wenn die Geschäftsleitung schweigt. Deswegen suchen sie nach Informationen und Alternativerklärungen für ihre emotionalen Zustände. Das führt dann zur Verbreitung von Gerüchten, vor allem mit negativer Valenz. In einer Studie von Bordia et al. (2006) wurden fünf Typen von Gerüchten innerhalb eines Krankenhauses in einem Wandlungsprozess identifiziert. Schauen Sie sich einmal die Themen an, die dort vorherrschten: Die Änderungen der Arbeitsbedingungen, die Ursachen des Wandels, das schlechte Management des Wandels, die Konsequenzen für die Leistung der Organisation und leeres „Geschwätz“. Bis auf den letzten Punkt haben alle Themen damit zu tun, dass Menschen innerhalb der Organisation nicht oder schlecht informiert wurden. Und je mehr Gerüchte entstehen und im Umlauf bleiben, desto eher wird das Vertrauen in eine Institution letztlich sinken.

Nun aber zur Preisfrage: Wie vermeiden Sie Gerüchte? Die Antwort darauf fällt dieses Mal überraschend leicht: Unternehmen, Familien, Teams, wohltätige Organisationen – also alle Arten von Gruppen, in denen Menschen aufeinander treffen – vermeiden die Entstehung von Gerüchten durch offene, ehrliche, transparente Kommunikation. Informiert ein Unternehmen seine Mitarbeiter umfassend, glaubwürdig und auch regelmäßig über Veränderungsprozesse, Führungsentscheidungen oder die Situation am Markt, so werden – bis auf den unvermeidbaren Schwatz – deutlich weniger Gerüchte entstehen. Auch hier finden wir wieder ein Beispiel dafür, wie wirksame Kommunikation mit ganz einfachen Mitteln gelingen kann und zu einer nachhaltig besseren Stimmung beiträgt. Und was passiert mit dem Schwatz? Ruhig bleiben ist hier die Devise, denn wir werden es nicht verhindern können, dass nicht manchmal auch völlig ohne Grund Gerüchte entstehen. Lächeln Sie und denken sich: Ein leicht mysteriös anmutendes Image hat noch niemandem geschadet!

Gedanken

Cogito, ergo sum! Die Frage ist nur, was da an So-Sein rauskommt, wenn wir uns der Qualität unseres Denkens bewusster werden.

Es ist eine altbekannte und bestens dokumentierte Einsicht, dass unseren Worten Gedanken vorausgehen. Stellen Sie sich einmal ein Gefäß vor, in dem sich elektrische Teilchen aller Farben gleichzeitig bewegen: Manche Teilchen immer von oben nach unten, andere kreuz und quer, schnell und träge und manchmal völlig sporadisch. Da gibt es auch Zusammenstöße – klar – und wieder andere Teilchen begegnen sich nie. Und jetzt übertragen Sie dieses Bild einmal auf Ihre Gedanken. Die bewegen sich auch und zwar alle gleichzeitig, aber jeder Gedanke anders und auch die Bewegungsrichtung variiert. Vielleicht sogar von Tag zu Tag – eine schöne Erklärung übrigens für Stimmungsschwankungen. Die Frage ist dann, welche buchstäbliche Begrenzung wir unseren Gedanken geben. Dürfen „die“ in alle Richtungen schießen oder haben wir die Fertigkeit, sie zu zähmen und die Bahnen zu steuern? Das könnte ein gedankliches „Stopp“ sein oder ein bewusstes Schwelgen, ein Baden in den gefühlsmäßigen Auswirkungen von Gedanken. Denn das darf uns klar sein: Der Stoff aus dem unsere Gedanken sind, hat unmittelbaren Einfluss auf unser Befinden und Fühlen. Es lohnt also, genau hinzuhören, was wir da so denken den lieben langen Tag. Für die meisten mag gelten, dass das schwankt und variiert. Auslöser dafür sind dann oft externe Ereignisse: Der unpünktliche Kunde, das verpatzte Gespräch, der plötzliche Streit. Können Sie auch leichter feststellen, wann die Stimmung ins Negative kippt als umgekehrt? Erwischt! Bitte versuchen Sie sogleich die Gegenrichtung einzuschlagen mit der Frage, was im Außen vorliegen kann, damit Ihre eigenen Gedanken ins Positive schwenken, Sie also fröhlicher sind als eben gerade noch. Beide Perspektiven zusammen machen unser Denken aus, für beide sind wir höchst selbst verantwortlich. Mir persönlich hilft die Vorstellung von Bereichen meines Denkens, die abgetrennt sind und wo nur das an Gedanken reinkommt, was es vorher durch die „QM-Abteilung“ geschafft hat. Bitte bejahend, bitte orientiert auf Möglichkeiten und bitte im Hier & Jetzt! Sie sehen, ich bin pragmatisch. Und nein, das klappt nicht in jeder Stunde meines Alltags und doch immer wieder! Und diese Erfahrung, dass ich das Gefäß ja selbst baue, gestalte, reinhalten kann, diese Erfahrung lässt mich immer öfter zu meinen eigenen gedanklichen Gunsten entscheiden. Denn die Qualität des Denkens geht unseren Empfindungen und Gefühlen voraus und genau darin liegt die Entscheidung, wie unser So-Sein heute, jetzt und hier beschaffen sein darf.

Und jetzt sind Sie dran:

Achten Sie einmal bei sich selbst darauf, welche Richtungen, Geschwindigkeiten und Qualitäten Ihre eigenen Gedanken haben. Ist das stabil oder veränderlich? Wovon hängt das ab?

Wie ist Ihr Gefäß beschaffen? Dürfen sich alle Gedanken frei bewegen oder gibt es abgesperrte Bereiche, in die nur eine bestimmte Qualität vorgelassen wird? Wie oft halten Sie sich gedanklich in diesen Bereichen auf? Und sind die gut für Sie, indem sie freudvolle Gefühle produzieren?

Diese Übung erfordert Achtsamkeit, ist von ihrer Natur her niemals beendet und verspricht doch wertvolle Einsichten für den täglichen Umgang … mit sich selbst! Gerade jetzt in der Sommerzeit eine schöne Idee um selbst genießbar zu sein für die Menschen, mit denen wir Zeit verbringen.

Wissensmanagement durch Kommunikation

In modernen Unternehmen herrscht ständig Bewegung. Mitarbeiter werden eingestellt, verlassen das Unternehmen, oder kommen wieder zurück. Solche Fluktuationen, so sehr sie für die dynamische Arbeitswelt normal geworden sind, bringen dennoch Risiken mit sich. Allen voran steht der Verlust von Wissen, denn Wissen ist stets untrennbar mit einer Person verbunden und kann nicht einfach „abgegeben“ werden, wie z.B. ein Haustürschlüssel bei einem Umzug. Stellen Sie sich vor, Ihre Chefin geht in Rente. Sie hat über 30 Jahre Erfahrung in ihrer Position, ist enorm gut vernetzt und ihre Führungssystematik leitete die Abteilung über Jahrzehnte effektiv und zufriedenstellend. Mit ihr geht also eine enormer Wissensschatz verloren, falls er nicht abgesichert und an die nächste Generation weitergegeben wird! Für einen solchen Wissensverlust kann es viele verschiedene Gründe geben, die Verrentung eines wertgeschätzten Kollegen ist nur einer davon: Versetzungen, Elternzeit, Krankheit, plötzlicher Tod und viele weitere Ursachen können dazu führen. Mit diesem Problem sehen sich heute immer mehr Unternehmen konfrontiert, denn Deutschland altert, und diese demographische Entwicklung wirkt sich genauso auf die Arbeitswelt aus. Deswegen wird Wissensmanagement zunehmend bedeutender, denn ein hohes Wissenskapital trägt dazu bei, den Unternehmenswert stark zu steigern. Damit das funktioniert muss ein – wenn möglich kontinuierlicher – Wissenstransfer stattfinden. Aber wie funktioniert das? Die Antwort: Durch Kommunikation! Eine Methode möchte ich Ihnen heute vorstellen: Die Wissensstafette.

Die Wissensstafette folgt dem Prinzip eines Staffellaufes: Um ins Ziel zu kommen, müssen alle Läufer zusammenarbeiten und ihren bereits gemachten Fortschritt an den nächsten Läufer in Form eines Staffelholzes übergeben. Übertragen wir das nun auf den Unternehmenskontext. Unser Staffelholz ist das Wissen, das eine Kollegin oder ein Kollege angesammelt hat. Um erfolgreich bleiben zu können, muss die- oder derjenige ihr Wissen nun weitergeben, ansonsten wird das Team sich wohl als Letzter über die Ziellinie quälen. Die primäre Methode unserer Wissensstafette ist und bleibt die Kommunikation. Ohne Kommunikation könnten wir Menschen nicht das Erreichen, was uns möglich ist. Sprache und Kommunikation trennen uns von unserer unmittelbaren Wahrnehmung und ermöglichen es, Vergangenheit und Zukunft in unseren Gehirnen zu repräsentieren und damit zu arbeiten.

Unser Staffellauf erfolgt maßgeblich in drei Schritten:

1. Befragung des Wissenden: Durch strukturiertes Fragen wollen wir herausfinden, welchen Erfahrungsschatz die Stelleninhaberin oder der Stelleninhaber seinem Nachfolger mitgeben kann. Dabei werden das Verständnis der Position, Tipps, Tricks und Fallgruben, aber auch wichtige Kontakte und Entscheider im Umkreis der Position abgefragt und in einer Mind-Map festgehalten. Diese bildet die Grundlage für die folgende Übergabe des Wissens.

2. Befragung des Wissensnehmers: Jeder Mensch tritt mit Erwartungen an neue Herausforderungen heran, nicht anders verhält es sich bei demjenigen, bei dem das Wissen letztlich ankommen soll. Der Wissensnehmer bekommt so die Chance, seine eigenen Fragen zu formulieren, die er im Übernahmegespräch mit dem Wissensgeber beantwortet haben möchte. So wird vermieden, dass einige Aspekte gar nicht zur Sprache kommen, die der Wissensnehmer aber gerne erfahren würde.

3. Das moderierte Übergabegespräch: Ziel dieses Gesprächs ist es, das Wissen des Wissensgebers mit den Erwartungen des Wissensnehmers in Einklang zu bringen. Der Moderator, der beide Parteien vorher bereits interviewt hat, gibt die Richtung vor. Er sorgt dafür, dass die wichtigsten Themen auch angesprochen werden, Ergebnisse festgehalten werden und weitere Schritte der Weitergabe des Wissens geplant werden.

Implementieren Sie die Wissensstafette in Ihren Unternehmensalltag, erreichen Sie damit letztlich ein breit gefächertes Know-How auf allen Ebenen der Hierarchie, und sogar eine höhere Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter und Kollegen, denn: Wissenstransfer kann Spaß machen! Das Teilen von Wissen erfüllt einen Menschen, denn es gibt ihm das Gefühl, dass seine Leistungen und Errungenschaften nicht verloren gehen, sondern in seinem Team weiter bestehen werden.

Wirksamer werden mit Hilfe der Zielsetzungstheorie

Beim Thema „Ziele“ und deren Verwirklichung gibt es unheimlich viele verschiedene Ansätze. Ich persönlich arbeite häufig mit dem SMART-Ansatz, der Ziele auf fünf verschiedenen Ebenen charakterisiert und herausstellt, wie ein hilfreiches, steuerndes Ziel auszusehen hat. Ich werde jedoch auch oft gefragt, ob man das nicht ein wenig einfacher gestalten kann. Ja, das kann man! Und zwar mit der psychologischen Zielsetzungstheorie nach Locke und Latham (1990).

Diese setzt an bei der Gestaltung von Arbeitsaufgaben: Sie sollten schwierig und spezifisch gestaltet, aber erreichbar sein. Also zwei ganz einfache Attribute aufweisen. Warum aber hilft das? Ein schwierig und spezifisch formuliertes Ziel bewirkt beim Menschen eine hohe Aktivierung und Zielbindung: Es appelliert an Ihren Ehrgeiz! Die komplexe Suche nach Lösungswegen und –strategien stimuliert die Gehirnzellen und regt uns zu größeren Leistungen an, als bei anderen, unspezifischen Motivationsstrategien wie „Tu einfach dein Bestes“. Durch die abschließende Selbstbewertung in Bezug auf die Zielerreichung evaluieren wir uns selbst und gewinnen bei erfolgreicher Bewältigung eines schwierigen Ziels an Selbstvertrauen. Man ist stolz darauf, auch ein komplexeres, anspruchsvolleres Ziel erreicht zu haben. Enorm wichtig bei dieser Art der Zielsetzung ist ein weiterer Faktor, den wir bereits im letzten Mental-Make-Up betrachtet haben: Feedback! Denn nur durch Feedback über Teilergebnisse oder das Ergebnis des gesamten Arbeitsprozesses kann die Selbstwirksamkeit eingeschätzt und an neuen Lösungswegen gearbeitet werden.

Probieren Sie es doch demnächst einmal auf der Arbeit (oder auch Zuhause) aus. Setzen Sie sich schwierige, aber realistische und spezifische Ziele, wie zum Beispiel: „Heute räume ich die ganze Wohnung in nur zwei Stunden auf!“ oder „Ich schreibe heute auf der Arbeit einen viel detaillierteren Bericht als vorher, und das in der Hälfte der Zeit!“ Sie werden schnell bemerken, wie sich Ihre Leistungen entscheidend verbessern. Glückwunsch, Sie haben Ihren eigenen High Performance Cycle gefunden!

Feedback

Als Professorin für Kommunikation und Coaching gebe ich beinahe automatisch Feedback. Für einen lernenden Menschen ist dieses zentrale Instrument der Kommunikation enorm wichtig. Es hilft ihm oder ihr, seinen oder ihren eigenen „blinden Fleck“ (was andere sehen, ich selbst aber nicht) zu verkleinern und sich bewusst zu machen, wo er oder sie gerade steht bezüglich des Inhalts des Feedbacks. Dabei beobachte ich immer wieder solches und solches Feedback: Der eine rammt sein Gegenüber mit einem überkritischen Feedback förmlich ungespitzt in den Boden, der andere lobt so sehr in den Himmel, dass sich der Feedbacknehmer für einen wahren Experten halten muss. Wenn das Feedback wäre, dann würde es das beste Ziel, das der persönlichen Entwicklung deutlich verfehlen. Wie also klappt es besser?

Zuallererst dient Feedback der persönlichen Entwicklung. Haben Sie die Möglichkeit, sich ein fundiertes und ehrliches Feedback geben zu lassen, ergreifen Sie diese! Feedback ist ein Geschenk, denn nur durch die Außenperspektive kann die eigene Innenperspektive angepasst werden und wir bewegen uns ein Stück nach vorne. Feedback muss dabei immer wertschätzend sein und die Bedürfnisse und Kapazitäten des Feedbacknehmers berücksichtigen. Mit der folgenden Technik, dem „Feedback-Dreisprung“, können Sie als Feedbackgeber ganz einfach wertvolle Informationen vermitteln:

1. Wahrnehmung: Welche in der Situation konkreten Verhaltensweisen habe ich wahrgenommen?
2. Wirkung: Welche Gefühle lösen diese Wahrnehmungen in mir aus?
3. Wunsch: Welcher Wunsch entsteht aufgrund dieser Wirkung bei mir?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Angenommen Sie möchten einem sehr nervös wirkendem Redner nach dessen unsicher wirkendem Vortrag ein Feedback geben. Dann reagieren Sie im besten Fall so oder so ähnlich: „Ich habe beobachtet, wie Sie während des Vortrags oft von einem Fuß auf den anderen getippelt sind. Auf mich wirkte das unsicher. Ich würde mir wünschen, dass Sie auch durch Ihre Körpersprache noch mehr Sicherheit ausstrahlen.“

Was genau Sie gemacht haben? Sie haben eine konkrete Wahrnehmung an Ihre ureigene, innere Bewertung sprachlich gekoppelt. Und Sie haben deutlich gesagt, was genau die Person ändern KÖNNTE, damit bei Ihnen ein noch günstiger Eindruck entsteht. Punkt.

Zur Erinnerung: Feedback ist eine Methode, um dem Gegenüber die Chance auf persönliche Entwicklung zu geben. Ob die Person diese ergreift, bleibt allein ihr überlassen. Zu instruieren, zu kontrollieren oder anzuleiten sind andere Gesprächsanlässe in denen Sie gut beraten sind, es eben nicht als Feedback einzuleiten. In meiner Erfahrung ist es beinahe grotesk, wo im Alltag das Wort Feedback verwendet wird und wie selten dann eines folgt. Kritik als Feedback zu verpacken und dann enttäuscht oder sauer zu sein, wenn das Gegenüber das Verhalten nicht ändert, ist das Gegenteil von hilfreich!

Überprüfen Sie Ihr Mental Make-Up:
Wo genau sind in Ihrem Alltag Anlässe für echtes Feedback?
Wo haben Sie bislang von Feedback zwar gesprochen, eigentlich aber eine Erwartung oder Anweisung ausdrücken wollen?

Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Zeit,

Ihre

Prof. Dr. Pamela Luckau.

So-Sein

Das Sein oder Nicht-Sein und die Sehnsucht zu erkennen, ob das etwas dauerhaft Erreichbares oder temporär Schwindendes ist, beschäftigt uns nicht erst seit Shakespeare. Zu allen Zeiten haben Menschen darüber nachgedacht, geschrieben, gerungen. Doch wie kommen wir zu einer Antwort?

Unsere Alltagssprache weist uns in ganz erheblichem Umfang auf diese Grundsatzfrage hin: Da war jemand nicht ganz bei sich, jemand war außer sich … wahlweise vor Wut oder vor Freude, wir sind … und dann folgt zumeist ein Pseudogefühl oder auch ein echtes. Wenn wir uns selbst als Teil der Natur verstehen, wird es schwierig, das eigene Sein als etwas Statisches zu definieren, denn wo sonst finden wir etwas, dass sich nicht verändert? Dass allerdings dieses Sein im Wochentakt eine Neufindung erfährt ist dann ebenso unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist unser So-Sein die ganze Zeit schon da, mindestens mal so lange, wie wir selbst zum bewussten Nachdenken fähig sind. Das würde bedeuten, dass wir in der Lage sind, also fähig sind, uns selbst beim Denken und Handeln und Fühlen gleichsam zuzusehen und damit unser So-Sein zu betrachten.

Gehen wir kurz einen Schritt zurück: Woher kommt eigentlich diese Sehnsucht nach einer Annäherung an sich selbst? In meinen Trainings erlebe ich häufig, dass die Auseinandersetzung mit sich selbst und besonders dem eigenen Verhalten zwar gewünscht ist, die Erkenntnisse aber, die daraus folgen, aber doch bitte gerne mundgerecht und leicht verdaulich sein dürfen. Ist es vielleicht so, dass wir zwar gerne in den Spiegel schauen aber nur wirklich hinsehen, wenn wir bestätigt kriegen, was wir ohnehin schon glauben oder wissen?

Betrachten wir ein simples Beispiel: Unsere Erinnerung bündelt den Schatz an gemachten Erfahrungen: Und während Person 1 Liebenswürdigkeit und Zuwendung ohne Gegenleistung erfahren hat, erlebte Person 2 womöglich das glatte Gegenteil. Beide schauen nun in den Spiegel. Sie können – davon bin ich überzeugt – zunächst doch nur erkennen, was sie kennen, also ob der Erfahrung gewohnt sind zu sehen. Das erklärt auch, warum ein- und dieselbe Lebenssituation komplett unterschiedliche Bewertungen hervorruft. Diese Erklärung aber stellt uns vor ein Dilemma, nämlich die Notwendigkeit des Sich-Vergleichens: Wem geht es besser als uns, wer hat es leichter im Leben, wer ist erfolgreicher? Wir vergleichen nur leider unser vermeintliches So-Sein allzu oft mit Verhalten von Anderen, also etwas, was wir nur in Ausschnitten von außen wahrnehmen können aber niemals die innere Seite mitbekommen. Dieser Vergleich hinkt also vollständig, streng genommen hinkt er nicht nur, er kann nicht laufen!

Das bedeutet doch dann, dass dieses So-Sein nicht nur Grund zur Freude ist sondern auch echte Verzweiflung auslösen kann wenn wir beim Blick in den Spiegel des Lebens bemerken, dass uns Werkzeuge fehlen. Dass wir keine Verhaltensstrategien haben, um etwa Krisenzeiten so zu durchleben, dass wir uns weiterhin gut mit uns selbst fühlen. Oder aber wir stellen fest, dass wir uns gar nicht richtig freuen, wenn eintritt, was wir uns gewünscht haben. Auch das ist für mich ein klarer Indikator, dass das So-Sein Botschaften für uns bereithält, die noch gehört und gewürdigt sein wollen! Wer das erkennt, für den beginnt hier der Weg zu einer Veränderung. Nur damit es mal gesagt ist: Das was der Blick in den Spiegel zeigt, ist eine Momentaufnahme und muss nicht so bleiben! Die Kategorie „Schicksal“ könnte in meinen Augen nicht weiter entfernt liegen. Unser So-Sein ist im Fluss, in Bewegung und damit veränderbar.

Einladen möchte ich heute, über die Struktur und Qualität dieses So-Seins einmal nachzudenken und eine Art Inventur zu betreiben: Nicht im Sinne von „wo stehe ich, was ist erreicht, was nicht“ sondern eher im Sinne einer Selbstbeobachtung: Wie geht es mir mit mir? Was bleibt gewissermaßen, wenn wir Ausbildung, Familienstand, materiellen Besitz und Co einmal abziehen? Wer lieber nicht alleine darüber nachdenken will, dem seien unsere Inventur-Seminare ans Herz gelegt! Ans Herz wohlbemerkt! Warum? Stillstand ist keine Option sondern eine theoretische Kategorie und die Fähigkeit, Leidvolles auszuhalten hat noch niemanden zum aufrichtigen Lachen gebracht!

Vorsätze

Ich glaube, es geht schon wieder los … die Zeit der (guten) Vorsätze ist da! Gewicht runter, Kontostand rauf, weniger arbeiten und mehr für die schlanke Linie tun und… das Highlight: Klar, mehr Zeit für Familie und Freunde! Aber gelingt das mit guten Vorsätzen? Hier ist die Auflösung!

In Kurzform: Vergessen Sie es! Jetzt! Sofort! Gleich zu Jahresbeginn! Wird (wieder) nicht funktionieren! Aber bevor Sie jetzt üble Laune kriegen, begründe ich das und gebe einen Impuls, wie genau Sie sich mit Ihren Vorsätzen befassen können!

Erstens: Was ist eigentlich ein Vorsatz?

Ein Vor-Satz ist nicht dasselbe wie ein Ziel. Ein Vor-Satz – und der Bindestrich steht da sehr gut – ist gewissermaßen eine Verdichtung von Vorworten zu dem, was dann in den einzelnen Kapiteln des Lebens so geschrieben wird, im neuen Jahr. Es gibt dem Jahr einen Klang, eine Färbung. Aber so wie bei einem Buch besteht die Gefahr, dass je nach Qualität dieses Vorsatzes spätestens bei Kapitel 3 ebendieser vergessen ist und zwar nicht, weil er langweilig war, sondern weil der Inhalt von Kapitel 3 möglicherweise so problematisch ist: Wenn im März das Gewicht wieder rauf geht, ein Jobwechsel vielleicht nicht sofort die gewünschten Veränderungen bringt oder ein sozial schwer geländegängiger Nachbar nebenan einzieht. Dann ist der (alt-)bekannte Frust wieder da und der Vorsatz wenn nicht vergessen, dann abgeschrieben!

Zweitens: Qualitätssicherung für Vorsätze!

Ich empfehle, die Vorsätze darauf zu überprüfen, ob sie sich mehr von etwas dabei versprechen oder weniger von etwas in Ihrem Leben haben wollen. Warum das bedeutsam ist, habe ich an anderer Stelle ausführlich erklärt. Fakt ist: Sie lenken mit der Qualität der Vorsätze auch Ihre Aufmerksamkeit, entweder auf das was Sie mögen oder eben das, was Sie mögen. Realistisch im Sinne von frei von Hürden ist ein zweites wichtiges Gütekriterium: Wenn Sie erst noch umziehen, 10 Kilogramm verlieren oder im Lotto gewinnen müssen, damit der Vorsatz wirken kann, dann nehmen Sie billigend in Kauf, dass nicht eintritt im Kapitel, was Sie vorangestellt haben. Sie können sich dann aber immer noch rausreden und umfassend erklären, wer für die Geschichte verantwortlich ist – Sie selbst natürlich nicht!

Drittens: Wie geht die Geschichte weiter?

Wenn aber Vorsatz steht, die Kriterien geprüft sind: Dann mal ran an Ihre Vorstellungkraft! Wie geht denn die Geschichte nach dem Vorsatz weiter, was steht da geschrieben? Wie ist das Muster, die Dramaturgie Ihrer Geschichte? Wer ist Heldin, wer Held? Gibt es ein dramatisches Momentum kurz vor Schluss? Wie lösen Held und Heldin das auf? Machen Sie sich die Mühe und entwicklen Sie auf der Basis des Vorsatzes eine Geschichte, IHRE Geschichte. Prüfen Sie sodann, ob es wirklich das ist, was Sie wollen! Ob Sie die Geschichte eigentlich so haben wollen!

Ob bei Tisch oder im Zug: Es ist en vogue, dieser Tage über Vorsätze zu sprechen. Alle tun es, und alle haben gute Vorsätze, schon klar. Wenn Sie sich nach der Lektüre dieses Mental Make-Ups immer noch unsicher fühlen, dann stellt sich die Frage, was konkret Sie tun können! Womöglich braucht es Unterstützung beim Setzen der Vorsätze. Das kann ein Coaching sein, ein Wochenende im Wellness-Hotel in absoluter Ruhe oder eben Zeit, die der eigenen Inventur gewidmet ist. Wir vom Mentalkompass wünschen Ihnen, was es dazu braucht und freuen uns, Sie 2017 auf unseren Seminaren zu begrüßen! Ihr Risiko ist, dass Sie danach Vorsätze haben, denen spannende Geschichten folgen! Wir haben Sie gewarnt!

Familienzusammenkunft

Geschafft! Feiertage (fast) vorbei und was auch immer Du Dir gedacht hattest, wie es wohl dieses Mal wird, im Kreise der Lieben, es ist jetzt wieder vorbei! Wie war es denn so? Das übliche? Oder ganz anders als sonst? Hier kommt wahlweise eine Auflösung, warum passiert ist, was passiert ist oder eine wirksame Bewältigungsstrategie: In drei Schritten zur Goldmedaille!

Dieser Tage ergibt sich für mich ein bizarres Bild: Öffentlich-medial diskutieren wir über Gefahrenabwehr, bei Facebook gibt es geschmückte Tannenbäume und opulente Plätzchenteller zu bewundern (logisch: alle selbst gebacken!) und nach Einbruch der Dämmerung lässt sich beim Spazierengehen in den erleuchteten Stuben ob der Körpersprache dann doch erahnen, dass die gemeinsamen Zeit mit den Lieben vor allem eines ist: eine ganz wunderbare Arena! Wer jetzt sofort an Streit denkt: ERWISCHT! Eine Arena – alle sind versammelt, haben Zeit mitgebracht, die Arbeit ruht, wir äußern uns lautstark – ist auch Ort der geteilten Aufmerksamkeit: Was ist dieses Jahr bei jedem und jeder passiert, was steht an im neuen Jahr, wo drückt der Schuh, womit sind wir zufrieden? Aber klar: Arena meint auch, dass da unten in den Katakomben die wilden Tiere nur darauf lauern, ihrer Ketten entledigt zu werden und zu stürmen auf alles, was sich bewegt, potentielle Verluste schlicht ignorierend. Kommt Ihnen das (auch) bekannt vor? Fassen wir mal den Kontext zusammen: Das Jahr steckt uns schon im Herz und in den Knochen, draußen ist es eher dunkel als hell, die Natur ruht, Aktivitäten im Freien sind ob der Witterung reduziert also ab nach drinnen, wo unsere Lieben in wechselnd großer Anzahl versammelt sind. Wir bringen in diese Arena nicht nur uns selbst, sondern auch all das mit, was seit der letzten Zusammenkunft gut und eben auch schlecht gelaufen ist. Alte Wunden, enttäuschte Erwartungen, Sehnsüchte und (Achtung!) das Ausmaß unseres Unvermögen, selbst gut für uns sorgen zu können: All das sitzt mit unterm Baum und das alle Jahre wieder! Was also tun?

Vermeiden!

Alles absagen, daheim Schotten abdichten und stur gute Filme schauen! Ätsch! Den Angehörigen haben wir es gezeigt, aber so richtig! Nicht mit uns!

Kämpfen!

Los, sagen Sie Ihren Leuten, wie unangebracht sie sich verhalten, kommentieren Sie Gepflogenheiten zu Tisch, bewerten Sie Lebensentwürfe und sorgen Sie dafür, dass jede und jeder Anwesende Ihre Meinung kennt! Verbünden Sie sich mit Angeheirateten oder sonst wie nicht zur Kernfamilie Gehörenden und die Schlacht am Baum wird garantiert von Ihnen angeführt! Wenn schon Gemetzel, dann doch gleich mit Attacke! Schreiten Sie mutig voran!

Augen zu!

Ihnen kommt bekannt vor, was bei Strategie 1 und 2 los ist? Sie wollen das aber nicht? Gut, dann empfehle ich Ihnen so zu tun, als ob alle in perfekter Harmonie, umfangen von ganz viel weißem Licht und Liebe um Sie sind! Tun Sie halt einfach so! Sie schaffen das bestimmt bis Neujahr! Denken Sie an die Leute bei QVC, ziehen Sie sich nicht nur mental eine gut gestärkte weiße Bluse oder ein Hemd an und geben Sie dann Ihr Bestes am Herd und im Gespräch. Wenn Sie nur fest genug dran glauben, dass doch aber Weihnachten ist und das doch aber das Fest der (heiligen) Familie sei, dann schaffen Sie diese Strategie… so lange, bis sich Ihre Raubtiere unten in den Katakomben von den Ketten losreißen. Dann aber garantiere ich verhaltensseitig für nichts mehr!

Sie dürfen sich jetzt fragen, ob noch eine Pointe kommt? Es muss doch irgendwie gehen! Unsere Spezies fliegt zum Mond, wir klonen Schafe und können bald den Krebs besiegen. Wie also können Familienzusammenkünfte schöne und liebe Erinnerungen erzeugen?

Schritt 1: Das Bronze-Level

Schreiben Sie eine Liste für sich selbst, was Sie alles nervt und was sie freut! Worüber Sie sich ärgern, was Sie wütend macht und wovor Sie Angst haben! Arbeiten Sie gründlich, in Schriftform um es verbindlich zu halten und lassen Sie keinen Lebensbereich aus!

Schritt 2: Steigen Sie auf zu Silber!

Wählen Sie aus Ihrer Liste die Punkte oder wilden Stiere, die den größten emotionalen Effekt auf Sie haben und kommunizieren Sie diese dem Partner, den Eltern, den Kindern oder Freunden! Sprechen Sie es einfach aus. Zum Beispiel: Wenn Du kommentierst, was und wie viel ich esse, dann merke ich, dass ich mich sehr ärgere und wütend werde. Jetzt ist es raus, damit trennen Sie ein Ereignis im Außen (den Kommentar) von ihrer eigenen gefühlsmäßigen Reaktion (der Wut). Möglicherweise denken Sie jetzt, dass das zur Folge hat dass Ihr Essverhalten nicht mehr kommentiert wird. Oh! Dieses Missverständnis müssen wir sofort ausräumen: Die anderen verhalten sich voraussichtlich noch exakt genauso! Aber Sie, Sie haben jetzt eine Sekunde gewonnen, eine Sekunde in der Sie entscheiden können, ob Sie der Kommentar jetzt wirklich trifft und genau darum geht es! Freiheit!

Schritt 3: Die Goldmedaille!

Lassen Sie alle Erwartungen fallen! Ich weiß, wir fiebern ab August dem großen Fest entgegen, freuen uns auf die freie Zeit (die dann oft keine ist), kaufen die leckersten Dinge ein. Der Clou im Umgang mit komplexen familiären und sozialen Verstrickungen ist nun im dritten Schritt, alle! Erwartungen an sich selbst und andere Menschen fallen zu lassen! Lassen Sie die Menschen in Ihrer Umgebung doch einfach in Ruhe! Nehmen Sie es, wie es eben kommt und sich darstellt nur lassen Sie die Bewertung weg! Ist so! Ist eben so! ES IST EBEN SO! Wenn Sie sich selbst im Auge behalten, achtsam Ihre Atmung verfolgen und sich ansonsten dem Geschehen annehmend widmen, dann kann Ihnen nichts mehr passieren, was Sie nicht selbst steuern.

Auf meinen offenen Seminaren erlebe ich immer wieder diesen beinahe magischen Moment, wenn wir uns – vielleicht erst nur sekundenlang – den Gedanken gestatten, dass diese drei Schritte wirklich funktionieren, dass es uns damit besser geht! Das wir tapfer an unseren eigenen Raubtieren arbeiten, die Katakomben in Abständen gründlich kärchern und uns ansonsten sonnen, oben in der Arena.

 

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