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Neulich im Coaching ...

Feedback

Als Professorin für Kommunikation und Coaching gebe ich beinahe automatisch Feedback. Für einen lernenden Menschen ist dieses zentrale Instrument der Kommunikation enorm wichtig. Es hilft ihm oder ihr, seinen oder ihren eigenen „blinden Fleck“ (was andere sehen, ich selbst aber nicht) zu verkleinern und sich bewusst zu machen, wo er oder sie gerade steht bezüglich des Inhalts des Feedbacks. Dabei beobachte ich immer wieder solches und solches Feedback: Der eine rammt sein Gegenüber mit einem überkritischen Feedback förmlich ungespitzt in den Boden, der andere lobt so sehr in den Himmel, dass sich der Feedbacknehmer für einen wahren Experten halten muss. Wenn das Feedback wäre, dann würde es das beste Ziel, das der persönlichen Entwicklung deutlich verfehlen. Wie also klappt es besser?

Zuallererst dient Feedback der persönlichen Entwicklung. Haben Sie die Möglichkeit, sich ein fundiertes und ehrliches Feedback geben zu lassen, ergreifen Sie diese! Feedback ist ein Geschenk, denn nur durch die Außenperspektive kann die eigene Innenperspektive angepasst werden und wir bewegen uns ein Stück nach vorne. Feedback muss dabei immer wertschätzend sein und die Bedürfnisse und Kapazitäten des Feedbacknehmers berücksichtigen. Mit der folgenden Technik, dem „Feedback-Dreisprung“, können Sie als Feedbackgeber ganz einfach wertvolle Informationen vermitteln:

1. Wahrnehmung: Welche in der Situation konkreten Verhaltensweisen habe ich wahrgenommen?
2. Wirkung: Welche Gefühle lösen diese Wahrnehmungen in mir aus?
3. Wunsch: Welcher Wunsch entsteht aufgrund dieser Wirkung bei mir?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Angenommen Sie möchten einem sehr nervös wirkendem Redner nach dessen unsicher wirkendem Vortrag ein Feedback geben. Dann reagieren Sie im besten Fall so oder so ähnlich: „Ich habe beobachtet, wie Sie während des Vortrags oft von einem Fuß auf den anderen getippelt sind. Auf mich wirkte das unsicher. Ich würde mir wünschen, dass Sie auch durch Ihre Körpersprache noch mehr Sicherheit ausstrahlen.“

Was genau Sie gemacht haben? Sie haben eine konkrete Wahrnehmung an Ihre ureigene, innere Bewertung sprachlich gekoppelt. Und Sie haben deutlich gesagt, was genau die Person ändern KÖNNTE, damit bei Ihnen ein noch günstiger Eindruck entsteht. Punkt.

Zur Erinnerung: Feedback ist eine Methode, um dem Gegenüber die Chance auf persönliche Entwicklung zu geben. Ob die Person diese ergreift, bleibt allein ihr überlassen. Zu instruieren, zu kontrollieren oder anzuleiten sind andere Gesprächsanlässe in denen Sie gut beraten sind, es eben nicht als Feedback einzuleiten. In meiner Erfahrung ist es beinahe grotesk, wo im Alltag das Wort Feedback verwendet wird und wie selten dann eines folgt. Kritik als Feedback zu verpacken und dann enttäuscht oder sauer zu sein, wenn das Gegenüber das Verhalten nicht ändert, ist das Gegenteil von hilfreich!

Überprüfen Sie Ihr Mental Make-Up:
Wo genau sind in Ihrem Alltag Anlässe für echtes Feedback?
Wo haben Sie bislang von Feedback zwar gesprochen, eigentlich aber eine Erwartung oder Anweisung ausdrücken wollen?

Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Zeit,

Ihre

Prof. Dr. Pamela Luckau.

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