Pamela Luckau: lesen

Neulich im Coaching ...

Status

Schallt es wirklich so zu uns zurück, wie es in den sprichwörtlichen Wald hineinschallt? Und ist das ein automatisiertes Echo oder ist eine situative Beeinflussung möglich? Wir sprechen vom Status einer Person in einer beliebigen Situation – wahrnehmbar durch Körpersprache, stimmlichen Ausdruck und auch das, was gesagt wird.

Das Status-Modell basiert auf den Arbeiten von Riemann/ Thomann aus den 80iger-Jahren, sie sich mit der Frage befasst haben, wie man die grundsätzliche Verhaltensorientierung von Menschen erfassen kann. Dabei geht es um eine sachlich-dingliche Orientierung – als das ›was‹ – die von einer Orientierung auf das In-Beziehung-treten zu anderen Personen unterschieden wird – also das ›wie‹. Die Frage nach dem Status bei uns selbst und anderen lädt uns also ein, der Intentionalität unseres Verhaltens auf die Spur zu kommen. Soll heißen, worum geht es uns gerade, worauf sind wir mit unserem Tun orientiert? Sind es eher Menschen oder eher Dinge – eine Frage, die in Tests zur Persönlichkeit übrigens auch vorkommt. Geht es um die Aufrechterhaltung einer Sache oder um deren Veränderung? Gibt es hier eine Tendenz? Wenn die Orientierung aber vielmehr auf das In-Beziehung-sein zu anderen, in der Situation befindlichen Personen zielt, dann kommt von der Tendenz eher eine Nähe- oder eine Distanzorientierung zum Tragen.

Zu Beginn eines Coachings erlebe ich oft, dass eine vom Klienten als für ihn oder sie unzulängliche Situation dadurch charakterisiert ist, dass sich da jemand falsch verhalten habe, so nicht hätte reagieren dürfen, überhaupt total emotional war und es doch so nun wirklich nicht ginge. Ich nenne das eine lückenlose Kausalkette dafür aufbauen, dass beim Klienten selbst die Schuldfrage zu den eigenen Gunsten als kognitiv geklärt betrachtet werden kann: Ich selbst bin schon mal unschuldig! Das ist weil der andere so komisch war. Ich empfehle diese Taktik jedem, der sich gerne über Probleme unterhält und sowieso davon überzeugt ist, dass da draußen komische Leute rumlaufen. Mit meinen Klienten arbeite ich anders: Hier hilft der Blick auf die vermutete Orientierung hinter dem eigenen Verhalten und dem des Anderen, um a) zu erkennen wo Konfliktgründe liegen, da die Interessenlage womöglich zu divergieren scheint und b) Alternativen im eigenen Verhalten auszuloten, die für uns selbst zu noch befriedigenderen Ergebnissen führen. Es geht nicht darum, Auseinandersetzungen um unterschiedliche Interessen zu vermeiden – das wäre etwa für Menschen wie mich persönlich ein echter Verlust! Es geht darum, IN diesen Auseinandersetzungen die eigene Orientierung erkennen zu können – denn wer das auch bei emotionaler Beteiligung schafft, der oder die hat Wahlmöglichkeiten: Streiten oder Klären – Miteinander oder aneinander vorbei.

Meine Klienten bestätigen mir oft, dass erst der Blick des Coaches über Jahre etablierte kognitive Schleier wirksam hilft wegzureißen und das Aha-Erlebnis à la »ach stimmt, so ist das« sich dann leichter und schneller einstellt als das Grübeln allein zu Haus. Vielleicht mögen Sie Ihre letzte Auseinandersetzung mal hernehmen, um der eigenen Orientierung hinter Ihrem Verhalten auf die Schliche zu kommen: Wie stehen Sie da, was passiert mit Ihrem Körper? Wird er weich oder fest? Wie hören sie sich an? Kraftvoll mit sonorer Stimme oder hektisch infolge einer flachen Atmung? Löst sich der eben noch existente Status gewissermaßen auf, dann womöglich zugunsten der Position des Gegenübers. Beobachten Sie allerdings derlei Phänomene am Gegenüber, dann war es womöglich ihr Verhalten, was dies ausgelöst hat. Hier ist die Frage: Wollen Sie das? Wollen Sie gewinnen? Oder wollen Sie – wie bei einem Paartanz – im gemeinsamen Schwung bleiben? Wenn Sie es schaffen, das zu erkennen, dann ist es zur nächsten Frage nur noch ein kleiner Schritt: Was ist Ihnen wichtig und wie können Sie es noch bekommen? Willkommen im Reich der Status-Tänzer!

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