Pamela Luckau: lesen

Neulich auf einem Vortrag ...

Mustererkennung

Anmelderekord zu einer abendlichen Vortragsveranstaltung, die unter dem Titel ›Warum Du tust, was Du tust!‹ Erkenntnisse über die eigenen Verhaltensmuster ankündigte: Denn wer seine Muster kennt, der kann sie nutzen.

Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist die Beobachtung, dass trotz unterschiedlichster Persönlichkeiten und variierender Lebensentwürfe die Fragen an das eigene Tun erhebliche Ähnlichkeiten aufweisen: So etwa die Frage nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns, dem Nachspüren von Gedanken, die das Wort ›müssen‹ als Ausweis vermeintlicher Wichtigkeit mit sich führen oder auch die Frage, warum nicht klappt, was frau oder man sich vorgenommen hatte. Um nun also den eigenen Mustern auf die Spur zu kommen, hilft das Erkennen des Zusammenhangs zwischen dem, was uns täglich widerfährt und dem, was wir innerlich darüber denken und was sich auf der Körperebene gefühlsmäßig manifestiert.

Und hier ist ein Haken: Der Verstand kann in meinem Verständnis nicht antizipieren, wie es sein könnte, wenn es denn anders wäre, weil er wie ein treuer Computer nur errechnen und damit gedanklich bereitstellten kann, was er ohnehin schon weiß. Dieses Wissen nennen wir umgangssprachlich Erfahrung. Es klingt verrückt: Während nun also unser Herz, unser Bauch in eine Richtung strebt, zum Beispiel bei der Wahl der Freizeitaktivitäten, rechnet der Verstand freundlicherweise gleichzeitig aus, wie sich diese Aktivität in der Vergangenheit bisher ausgewirkt hat. Praxisbeispiel: Sie kommen am Abend nach Hause und lechzen nach Ruhe, die Augen werfen sehnsuchtsvolle Blicke auf das gemütliche Sofa, Tee haben sie erst gestern eingekauft. Der Verstand gibt zeitglich gedanklich die Information, dass die Wäsche noch gemacht, die Steuer noch erklärt werden muss oder der Besuch im Fitnessstudio für diese Woche noch aussteht. Na toll! Sie raffen sich also wieder auf – irgendwie – und stapfen voraussichtlich nicht allerbester Laune an die Aufgabe. Der Verstand bestätigt sie darin mit dem Gedanken, dass Sie sich ja dann am Wochenende mal auf das Sofa setzen können. Die Kommunikationsmodelle von Friedemann Schulz von Thun benutzen zur Beschreibung dieses internen Dialogs den Begriff des Inneres Team: Wer redet in welchem Ton und wer entscheidet? Der Antreiber oder vielleicht der weise Professor, der eben einfach weiß, was gut für sie ist? Hören wir selbst in Entscheidungssituationen wie diesen aufmerksam hin, was es denn da so denkt in uns, dann kommen wir den Spielern schnell auf die Spur.

Und mit diesem Gedanken rückt die Frage nach der eigenen Entscheidung wieder in den Mittelpunkt: Wer entscheidet denn, wie er oder sie leben möchte? Wer bestimmt, welche Kriterien für einen guten Tag, eine gute Stunde, eine gute Mahlzeit anzulegen sind? Ich bin der festen Überzeugung, dass ich das selbst bin. Mit der Vorstellung, aufgestellt sein zu sein, die eigenen Ziele fest im Blick und mit einer Entscheidung über die Qualität, die der Tag, die Stunde oder die Mahlzeit haben soll. Wenn Sie mögen, hören Sie gerne mal genau hin: Welche Gedanken sind es, die sich in Entscheidungssituationen begleiten? Und wenn Sie sich das nächste Mal über genau diese Gedanken ärgern, zünden Sie eine Kerze an für Ihren Verstand: Das steht er und kann schlicht nicht anders! Er spiegelt ihnen nur, was sie bedingt durch Ihre Erfahrungen ohnehin schon wissen. Kein Grund, schlechte Laune zu kriegen!

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