Pamela Luckau: lesen

Neulich in der Seminargruppe ...

Einwänden begegnen

Und plötzlich fiel dieser eine Satz, traf uns ein spezifischer Blick, bewegten sich Hände feurig durch die Luft. Was dann oft folgt, ist Sprachlosigkeit. Ohnmacht. Und natürlich, der perfekte Gedanke abends im Bad, wie diese Situation hätte pariert werden können.

Ich möchte Ihnen heute eine Strategie in drei Schritten vorstellen, wie Sie Einwänden begegnen können. Gestatten Sie eine Vorwarnung, es gibt günstige Ausgangsbedingungen, damit das gut funktioniert. Erstens: Sie müssen aus defensiven Situationen auch wirklich ausbrechen wollen. Zweitens: Wenn Sie derlei Gelegenheiten mit Vorliebe dazu nutzen, sich an der Menschheit zu rächen oder das Gegenüber zu desavouieren, bitte lesen Sie nicht weiter. Meine beste Idee ist nämlich, wie das unter der Bedingung eines Miteinanders gelingen kann. Ich halte das schon deshalb für sinnvoll, um eine stabile Beziehung zum Gegenüber auch für zukünftige Bedingungen vorsorglich zu pflegen, ganz so wie eine Brücke, über die sie möglicherweise auch nach der konkreten Situation gerne gemeinsam gehen wollen.

Schritt 1: Sorgen Sie für sich für Aufmerksamkeit!

Klingt banal, geht aber bei ansteigendem Geräuschpegel schnell verloren. Je schneller der Zug, in dem das Gegenüber unterwegs ist, desto robuster ist ein Stopp-Signal, das Ihnen Aufmerksamkeit verschafft. Faustregel: Toppen Sie die Amplitude des Gegenübers: Spricht frau oder man sehr laut, sprechen Sie kurz mindestens ebenso laut, um sich Geltung zu verschaffen. Ist die Gestik expressiv, ziehen Sie kurz mindestens gleich, um den Effekt zu haben, dass Ihr Gegenüber Sie und Ihre Reaktion (wieder) mitbekommt. Schritt 1 dauert also nur wenige Augenblicke.

Schritt 2: Melden Sie Ihr (ureigenes) Erleben verbal zurück!

Sie könnten jetzt immer noch eskalieren und verbal rückmelden, welche Unverschämtheit sich hier gerade abspielt, können mit Appellen à la »Lass’ uns bitte zum Thema zurück kommen« versuchen, die Welt auch heute wieder ein Stück besser machen zu wollen. Oder Sie setzen sich in einen mentalen Heißluftballon, atmen einmal tief aus statt ein und melden zurück, wie Sie höchstselbst die Situation gerade erleben – in der Draufsicht gewissermaßen. Beispiel: »Ich merke gerade, dass ich mich ärgere!«

Schritt 3: Sagen Sie, was Sie genau brauchen!

Schritt 3 knüpft nahtlos an die Mitteilung Ihres subjektiven Erlebens an: Was brauchen Sie, vom Gegenüber, vom Gespräch, von der Situation, damit Sie Ihr Bestes geben können oder einfach nur weiter am sprichwörtlichen Ball bleiben können. Beispiel: »Mir ist wichtig, meine Gründe heute gut darlegen zu können. Damit das klappt, brauche ich die Gewissheit, dass das für Dich eine Bedeutung hat.« Und jetzt: Pause. Statt jetzt mit Forderungen zu agieren oder den Feedback-Wünschen ist mein Tipp, dem Gegenüber an dieser Stelle Zeit und Gelegenheit für eine Reaktion einzuräumen – mit einer Pause.

In meiner Erfahrung wirkt diese 3-Schritt-Strategie bei allen Gesprächspartnern, die das Interesse an gelingender Kommunikation mit Ihnen teilen. Wer streitet oder angreift um des Streitens willen, dem kommen Sie mit den 3 Schritten nur insofern bei, als dass das Schauspiel sich in die Länge zieht, da die Beißhemmung ungünstig beeinflusst wird – sie sinkt nämlich, je wertschätzender Sie Ihr eigenes Erleben mitteilen und damit dafür werben, es Ihnen gleichzutun.

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